Ein Törnbericht über die Sail & Ski Reise vom 20. bis 27. April 2024 in den magischen Lyngenalpen von Julia Stelzl.
Manchmal gibt es Ideen, die im Kopf reifen und einen nicht mehr loslassen. Inspiriert von atemberaubenden Bildern auf Instagram und dem Drang, ein Abenteuer zu erleben, machten wir uns auf den Weg, um etwas Einzigartiges zu wagen. Eine Woche auf einem Segelboot, mit der Tourenskiausrüstung immer bereit, die Skischuhe auf schwankendem Deck anzuziehen und dann mit dem Beiboot zur nächsten Skitour zu starten. Es klang fast zu schön, um wahr zu sein – aber das sollte sich ändern. Schnell war die Crew gefunden. Ein guter Freund übernahm die Rolle des Bergführers, während ich für das Boot und den Skipper sorgte. Im kalten Norden ist es Pflicht, einen Skipper dazuzubuchen – für mich eine ungewohnte Situation, die mir aber auch erlaubte, die Reise einmal als einfacher Gast zu genießen.
Der Flug war unkompliziert: Von Salzburg über Frankfurt bis ins eisige Tromsø in Norwegen, und dann endlich: unser Zuhause für die Woche, die Hanse 458 "Arctic Njord" von unserer Partnerfirma Boreal. Unser Skipper Knut begrüßte uns mit einem breiten Lächeln, zeigte uns das Schiff, und kaum war der Proviant an Bord, segelten wir bereits los – der April schenkte uns lange, helle Tage, die fast niemals endeten. Schon beim ersten Einkauf gab es ein kleines Highlight: frischer Lachs im Supermarkt, den wir sofort auf unserem Boot in ein herrliches Abendessen verwandelten. Unsere erste Etappe führte uns ca. 15 Seemeilen Richtung Ringvassøy. Die Skier, sicher in wasserdichten Planen verstaut, fanden problemlos ihren Platz an Deck. Der Raum, um den wir uns zunächst Sorgen gemacht hatten, war kein Problem und schnell war unser Ankerplatz für die Nacht gefunden.
Tag 2 begann mit einem besonderen Ritual: das Frühstück, mit dem letzten Bissen frischen Lachs, und dann, zum allerersten Mal, Skischuhe auf einem Segelboot anziehen. Ein ungewohntes, fast surreales Gefühl – die Hände kalt vom Wind, die Bewegungen bedächtig, um bloß nicht ins Wasser zu fallen. Eine falsche Bewegung, und Salzwasser auf den Skischuhen hätte das Vergnügen der Tour schnell getrübt. Doch wir meisterten den Balanceakt, stiegen ins Dinghy und fuhren los. Der Aufstieg auf den Nordtinden von Ringvassøy begann sanft durch lichte Waldstücke, bevor sich die Weite Norwegens in voller Pracht vor uns ausbreitete. Ein Panorama, das einem den Atem raubt, unberührte Schneefelder, das Licht der tiefstehenden Sonne, das den Schnee in glitzernden Firn verwandelte. Der Gipfel war ein Fest: eine Abfahrt bei perfekten Firnbedingungen, die uns alle zum Lächeln brachte. Zurück am Boot empfing uns Knut mit einer Herzlichkeit, die die Kälte vergessen ließ. Die Norweger – gastfreundlich, lebendig und voller Freude. So machten wir uns auf den Weg Richtung Uløya, wo ca. 25 Seemeilen vor uns lagen. Bei einer wunderschönen Überfahrt mit 8-10 Knoten Rückenwind begleiteten uns Delfine eine Weile, und wir alle staunten wie Kinder und konnten es kaum glauben, dass wir das erleben durften. Am Ende des Tages, in einer ruhigen Bucht im Norden von Uløya, schliefen wir tief und zufrieden, umgeben von stiller, eisiger Schönheit.
Tag 3: Ein neuer Morgen, ein neues Abenteuer. Heute stand die Inselüberquerung der Insel Uløya an. Vom Hafen Hamnes ging es direkt auf Tour – die Ski direkt neben dem Schiff angeschnallt – die Bergwelt wartete. Ein leichter Schneefall begleitete uns, während wir dem langen Grat folgten und die Aussicht auf den Fjord genossen. In diesen Momenten fühlte es sich an, als würde die Zeit stillstehen, und doch war da immer dieses kleine, vertraute Segelboot in der Ferne, das auf uns wartete. Unsere Abfahrt endete direkt am Meer, wo Knut uns mit einem Grinsen beim Treffpunkt erwartete und uns mit einer offenen Hand half, sicher an Bord zurückzukehren. Am Abend hatten wir in Djupvik eine Sauna reserviert und legten an diesem Tag nur 10 Seemeilen zurück. Auf dem Weg kam uns ein altes Fischerboot entgegen, wo wir prompt nachfragten, ob sie frischen Fisch für uns hätten. Die Fischer mussten den gesamten Fisch jedoch abliefern. Mit heißen Gesichtern und kalten Bieren in der Hand tauschten wir Geschichten mit den Einheimischen. Was für ein Genuss, nach einem langen Tag auf dem Berg die wohlige Hitze der Sauna zu spüren und die kleinen Freuden des Lebens zu feiern.
Tag 4 war Gletschertag, denn unser Blick schweifte ja schon seit ein paar Tagen immer wieder zum Bergmassiv der Lyngen. Der Aufstieg zum Gletschermassiv Tafeltinden fühlte sich an wie eine Reise durch verschiedene Welten. Die Natur zeigte sich gewaltig, ein endloses Meer aus Eis und Schnee, und die Stille umhüllte uns, als wir uns in die Gletscherausrüstung kleideten. Klettergurt und Seil war für mich etwas Neues auf den Ski, und durch die gewissenhafte Vorgehensweise unseres Bergführers René fühlten wir uns immer sicher. Ein weiterer Vorteil des Aufstiegs am Gletscher: Wir mussten am Seil Abstand halten und durch den Wind konnten wir uns nicht unterhalten. Für die einen eine große Herausforderung, für andere eine Erleichterung, dass es mal wirklich ruhig wurde. Es gab Momente, in denen nur das Geräusch unserer Schritte im Schnee zu hören war, und ich spürte, wie der Lärm des Alltags immer weiter verblasste. Am Gipfel genossen wir die Freiheit, bevor die Abfahrt all unsere Erwartungen übertraf: Pulverschnee, der in Firn überging, und das Funkeln der Sonne, das die Schneekristalle zum Tanzen brachte. Knut hatte es nicht leicht, den Ankerplatz zu sichern, aber die Hilfsbereitschaft der anderen Segler brachte uns sicher an Bord. Die Gemeinschaft auf dem Wasser, die Selbstverständlichkeit, einander zu helfen – das ist ein Zauber, der das Segeln so besonders macht. Das Ankommen in Koppangen war jedoch trotzdem ein absolutes Highlight, und die roten Häuser waren ein absoluter Blickfang. Weiter ging es direkt auf die andere Seite der Lyngen nach Nordlenangen, und wir konnten den Wind, der uns diese Woche ja eher selten begleitet hatte, optimal nutzen und hatten wieder sehr schöne Stunden am Wasser und legten die Distanz von 20 Seemeilen zurück. Ein bisschen müde von der Skitour konnten wir die Überfahrt noch viel besser genießen. Am Steg von Nordlenangen angekommen sahen wir bekannte Gesichter. Hier teilten wir uns den Steg mit einem Schiff, dessen Gäste wir tatsächlich schon kannten. Es war schön, die Erlebnisse der Woche mit Gleichgesinnten zu teilen.
Tag 5 – 0 Seemeilen: Dieser Tag begann auf eine sanfte und untypische Art – mit dem Luxus des Ausschlafens. Die Welt um uns herum war in einem friedlichen Schweigen gefangen, nur das leise Plätschern des Wassers gegen den Bootsrumpf war zu hören, während wir auf Deck in die norwegische Morgenruhe eintauchten. Wir ließen uns Zeit, genossen ein üppiges Frühstück mit frischem, saftigem Lachs, der nach dem Salz und der Wildheit des Meeres schmeckte, und hielten warme Kaffeetassen in den Händen, während die Sonne uns sanft die Wangen wärmte. Die Stunden verflossen mühelos, gefüllt mit Lachen, Gesprächen und Kartenpartien, in denen die Zeit stillzustehen schien. Gegen 16:00 Uhr machten wir uns bereit für unser nächstes Abenteuer: eine Sonnenuntergangstour auf den Storgalten. Die Sonne stand jetzt hoch genug, um den Schnee zu erwärmen, und so ließen wir die Harscheisen in unseren Rucksäcken und begannen den Aufstieg. Eine Spitzkehre nach der anderen arbeiteten wir uns stetig höher, die Beine müde, doch die Herzen voller Vorfreude. Mit jedem Schritt schien die Welt größer und weiter zu werden, und als wir schließlich den Gipfel erreichten, hielt uns der Anblick den Atem an. Vor uns lag eines der schönsten Panoramen, die ich jemals gesehen habe: Die Gipfel der Lyngen, leuchtend rot getränkt vom Licht der untergehenden Sonne, wie in Flammen gehüllt. Die verschneiten Bergspitzen und schroffen Felswände glühten im sanften Abendrot, und die schier endlose Weite des Meeres, das in der Ferne auf den Horizont traf, schien ein grenzenloses Versprechen von Freiheit und Unendlichkeit zu sein. Es war ein Anblick, der direkt ins Herz ging, der so schön war, dass Worte ihn kaum fassen konnten. Wir öffneten unser mitgebrachtes Bier, stießen schweigend an und ließen diesen Augenblick tief in uns einsinken – ein Moment der puren, unverfälschten Magie. Dann war es Zeit für die Abfahrt. Unser Bergführer René hatte eine steile, herausfordernde Rinne für uns ausgesucht, und eine nach der anderen fuhren wir sie hinunter, jeder Schwung eine Mischung aus Konzentration und purem Genuss. Die Schatten der Berge zogen lang über den Schnee, und die Szene war so atemberaubend, dass wir uns verzweifelt bemühten, die Bilder in unseren Köpfen zu verankern, wohl wissend, dass die Erinnerungen uns ein Leben lang begleiten würden. Wieder unten angekommen, schien die Euphorie noch lange nachzuwirken. Es war fast unvermeidlich: Ein Sprung ins eiskalte Wasser gehörte dazu, ein Ritual, das unsere Lebensgeister aufbrausen ließ. Das vorgekochte Curry wartete auf uns, und nach einem solchen Tag schmeckte es, als wäre es das beste Essen der Welt. Ich fühlte eine unbeschreibliche Dankbarkeit – für die ungezähmte Schönheit der Natur, für die Bewegung, die uns lebendig machte, und vor allem für die Freundschaft und das Lachen, das diese Erlebnisse so besonders machte. Es war eines dieser seltenen Geschenke des Lebens, das einem für immer im Herzen bleibt.
Tag 6 – 30 Seemeilen: wir hörten wir den Motor wieder früh starten, wir konnten jedoch noch ein bisschen die Augen zu machen: Danke Knut :-) Die Woche verging viel zu schnell. Unsere letzte Schitour führte uns auf die Insel Reinøya, wo der Firnschnee uns zum Abschied umarmte. Zurück in Tromsø fühlte sich die Zivilisation fast fremd an, die Lichter der Stadt und der Trubel waren ein krasser Kontrast zur unberührten Wildnis, in der wir uns so lebendig gefühlt hatten.
Die Sorgen, die uns im Vorfeld begleitet hatten – ob es auf dem Boot genügend Platz geben würde, ob die Kälte immer spürbar war, oder ob wir jemals unsere Skiausrüstung wieder trocken bekommen würden – lösten sich schneller auf, als wir es erwartet hätten. Die Hanse 458 „Arctic Njord“ erwies sich als perfekt bemessen, geräumig und komfortabel. Jeder Winkel schien für unser Abenteuer wie geschaffen, und wir staunten, wie harmonisch das Leben an Bord sich mit der rauen Schönheit der arktischen Landschaft verband. Am Ende des Tages war es das Zusammenspiel der Elemente, das die Kombination aus Segeln und Skitourengehen zu etwas Außergewöhnlichem machte. Diese Orte, die wir auf eine Weise erreichten, die nur wenigen vorbehalten ist, waren von einer Einzigartigkeit, die man kaum beschreiben kann. Fjorde, die wir aus erster Reihe erlebten, unberührte Hänge, die nur darauf warteten, von uns entdeckt zu werden, und Gipfel, die sich in das endlose Blau des Himmels reckten.
Es war eine Reise, die sich wie ein Traum anfühlte, aber zugleich so lebendig und intensiv war, dass sie uns für immer in Erinnerung bleiben wird. Norwegen, du warst geprägt von weiten Fjorden und stillen Morgenstunden, in denen das Licht sanft über das Wasser glitt. Ein Land, das uns die Kraft des Windes und die Klarheit der Berge zeigte, das unsere Schritte über Schneefelder lenkte und uns in den Sonnenuntergang hineinführte. Wir konnten sehen, was es heißt, wirklich präsent zu sein – jeden Atemzug zu spüren, jede Bewegung und jede Sekunde. Deine Schönheit in ihrer rohesten, ehrlichsten Form, das Abenteuer, das uns aus dem Alltag herausriss und uns mit tiefer Dankbarkeit füllte. Das ist was am Ende bleibt: Dankbarkeit. Für diese Erlebnis. Für Knut, der uns sicher und sorglos durchs Abenteuer führte, für Rene, unseren Bergführer, und für die Crew, die diese Reise zu einem Erlebnis machte, das uns noch lange begleiten wird.
Die Verbindung von Meer und Berg, das Gefühl der Freiheit, und die Erkenntnis, dass das Leben aus diesen magischen, geteilten Momenten besteht.
80 Seemeilen – 65 Kilometer auf Ski – 6000 Höhenmeter